Seitdem ich imkere, achte ich sehr viel mehr auf alles, was blüht und fliegt. So viel mehr, dass ich mich manchmal schon wie ein alter Öko-Schrat fühle. Und das ist nicht nur eine Selbtsbeschreibung: Wenn ich mit meiner Familie spazieren gehe, fange ich oft nach wenigen Minuten wie automatisch an, irgendetwas über die Bäume im Park oder die Blumen am Straßenrand zu erzählen. Das wurde anfangs neugierig, inzwischen jedoch zunehmend routiniert mit einem etwas befremdlichen Blick aufgenommen. Seit Neuestem kommt noch ein knapp gemurmeltes „Schrat!“ dazu. Ich entschuldige mich dann und rede meist einfach weiter, ich habe ja schließlich einen neugewonnen Ruf zu verlieren.
Besser für Bestäuber: Lebensmittel aus Bio-Anbau.
Eine weitere Folge ist, dass ich wieder viel konsequenter Bio-Lebensmittel einkaufe. Da hatte sich über die Zeit so eine ungesunde Schludrigkeit eingeschlichen. Doch ich kann ja schlecht hier in Berlin für blühende Landschaften eintreten und mit meinem Konsum hinter den Stadtgrenzen genau das Gegenteil befördern. Schließlich ist Bio-Landwirtschaft sehr viel besser für Bestäuber, weil sie weitgehend auf Pestizide verzichtet und blühende „Un“kräuter wie Kornblumen in Maßen zulässt. Wenn die Bio-Bauern was draufhaben, lassen sie auch Feldränder unbearbeitet und lassen ein paar Hecken stehen, was den Wildbienen Futter und Nistmöglichkeiten bietet.
Meine Konsequenz hatte aber Grenzen, und so hielt ich den Kauf von Bio-Zucker als Winterfutter für die Bienen für einen sehr teuren und nicht wirklich nötigen Spaß. Ich dachte mir, ich mache doch schon so viel wesensgemäßes für die Bienen, schließlich lasse ich die ihre Waben im Naturbau bauen, beschneide meinen Königinnen nicht die Flügel, lasse die Völker auch Drohnen aufziehen, versuche so wenig wie möglich gegen die Varroa zu behandeln, und wenn dann nehme ich natürlich nur die organischen Säuren und nicht irgendwelche anderen Mittel. Kurz: Ich mache schon fast alles, was man für eine Bio-Imkerei machen muss, außer eben auf die Bio-Herkunft des Zuckers für das Winterfutter zu achten.
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